Weil es den Menschen guttut

In der Pfarrei Willisau gibt es neu das Angebot Handauflegen. Die körperliche Berührung löst in den Besucher:innen positive Gefühle aus, wie ein Augenschein vor Ort bestätigt.

Von Sylvia Stam |  29.04.2024

Eine Besucherin fühlt sich durch die Berührung gestärkt in ihrem Vertrauen auf Gott. | Bild: Sylvia Stam

«Mein Körper wird warm, wenn man mir die Hände auflegt. Dadurch fühle ich mich gestärkt in meinem Vertrauen auf Gott», sagt eine Besucherin. Sie hat sich soeben in der Heilig-Blut-Kapelle in Willisau die Hände auflegen lassen. «Ich habe Vertrauen zu Gott, dass er mir hilft», sagt sie und deutet an, dass sie mit einem bestimmten Anliegen gekommen ist. «Es tut einfach gut», bestätigt eine andere Frau, die sich beim Verlassen der Kapelle mit Weihwasser bekreuzigt. Man müsse nicht immer ein Anliegen haben, «der Herrgott weiss scho wo düre», sagt sie lachend. 

Bisher kamen an allen drei Abenden jeweils rund 15 Personen. Manche kämen mit Knieschmerzen, andere mit Atembeschwerden, manche teilten ihr Anliegen nicht mit, sagt Bruno Hübscher, Seelsorger in der Pfarrei Gettnau. Er ist Kontaktperson für das Team Handauflegen im Pastoralraum Region Willisau. Am Eingang der Kapelle begrüsst Hübscher die Leute, bietet ihnen einen Tee an und fragt, ob sie sich die Hände lieber von einer Frau oder einem Mann auflegen lassen. 

Energie ins Fliessen bringen

Im vorderen Teil der Kirche stehen vier Paravents, die auf einer Seite offen sind, darin zwei Stühle. Im Hintergrund läuft lebhafte klassische Musik. Bruno Hübscher erklärt den Perso-
nen, denen er die Hände auflegt, zuerst, worum es geht. Er glaube, dass alles «durch Gottes gute Geistkraft beseelt ist». Diese positive Energie wolle er zum Fliessen bringen. Anschliessend fragt er die jeweilige Person, ob sie berührt werden möchte oder nicht. Handauflegen funktioniere auch ohne Berührung, so Hübscher. Das Auflegen folgt einem bestimmten Ablauf dem Körper entlang, am Ende ver-
neigt er sich und bedankt sich bei der Person vor ihm. Die Frage nach einer Rückmeldung schliesst die rund 20-minütige Sitzung ab. 

Ein Kind trösten

Initiantin des Handauflegens in Willisau ist Marietta Kneubühler. «Wir alle kennen die Erfahrung, dass ein weinendes Kind sich beruhigt, wenn ich ihm die Hand auflege», erklärt die Kunsttherapeutin, deren Mann und Sohn ebenfalls im Team mitmachen. Ihr Mann Bruno Kneubühler bestätigt, dass solche Erklärungen hilfreich seien, wenn Leute Angst hätten, es handle sich um Hokuspokus. «Ich möchte anderen göttliche Kraft weitergeben und komme dabei selber in eine Ruhe», sagt Maria Keller, die auch im Team mitmacht. Menschen mit einer ernsthaften Krankheit könne sie manchmal Hoffnung vermitteln. 
Die zehn ausgebildeten Handaufleger:innen besuchten je nach Vorbildung noch einen Kurs, in dem es auch um Nähe, Distanz und Achtsamkeit geht. Heilung versprechen sie nicht. «Die Kraft kommt nicht aus uns, wir sind keine Gurus», erklärt Hübscher die Grundhaltung des Teams. «Die Energie, die hier fliesst, hat etwas mit Gott zu tun.» Deshalb findet das Handauflegen auch bewusst in einer Kirche statt, einem «jahrhundertealten Kraftort», so Hübscher. Dass Handauflegen und Kirche zusammengehen, bestätigt auch Maria Keller, schliesslich habe auch Jesus anderen die Hände aufgelegt.

Handauflegen in der Pfarrkirche Willisau: Fr, 24.5., 28.6., 23.8., 27.9., 25.10., 22.11., jeweils 17.00–19.00. Letztes Eintreffen 18.30 | Das Angebot ist kostenlos, Kollekte