Altes Werk in neuem Glanz

Der Isenheimer Altar in Colmar ist frisch restauriert. An diesem spätgotischen Werk von Matthias Grünewald und Nikolaus von Hagenau  sind nun bislang verborgene Details sichtbar.

Von KNA |  26.07.2022

Nach der Restaurierung wurden die dunklen Wolken am Himmel bei der Kreuzigung Jesu sichtbar. Bild: Musée Unterlinden, Colmar

Der Isenheimer Altar gehört zu den bedeutendsten Werken europäischer Kunst: In der grausam detaillierten Darstellung des leidenden Christus am Kreuz, der erlösenden Auferstehungsszene oder in der von Höllenwesen bevölkerten Heimsuchung des Antonius kommen meisterhaft naturalistische Darstellung und mystische Weltsicht zusammen.

Seit 2011 in Restauration

Matthias Grünewald (um 1475–1528) schuf sein Hauptwerk von 1512 bis 1516 für die Spitalkirche der Antoniter-Ordensgemeinschaft in Isenheim bei Colmar. Kranke beteten hier zum Heiligen Antonius um eine Heilung von Pest und dem grassierenden Antoniusfeuer, einer durch verunreinigtes Getreide ausgelösten Vergiftung. Grünewald zeigte in seinen Altarbildern, dass Gottes Sohn genauso leiden musste wie die damaligen Kranken.

Die Apostelgruppe von Nikolaus von Hagenau vor und nach der Restaurierun Bild: Musée Unterlinden, Colmar.

Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Altar immer wieder restauriert und mit Lackschichten versehen. Ziel der 2011 begonnenen und nun abgeschlossenen Restaurierung war es, möglichst nahe an den Originalzustand zurückzukommen und das Werk für künftige Generationen zu sichern. Zugleich wurde das Kunstwerk wissenschaftlich untersucht.  Dokumentiert wurden etwa Spuren der liturgischen Nutzung des Altars.

Neben Grünewalds Malerei treten Holzskulpturen und Schnitzwerk von Nikolaus von Hagenau (um 1450–1535). Im Zentrum steht hier bei vollständig aufgeklappten Altarflügeln die Darstellung des Heiligen Antonius. Die Bildtafeln wurden ursprünglich im Laufe des Kirchenjahres in unterschiedlicher Weise aufgeklappt, damit jeweils andere Gemälde und Figuren betrachtet werden konnten.

An Ausruckskraft gewonnen

Im Vergleich zum Zustand der Altartafeln vor Beginn der Arbeiten leuchten die Farben jetzt wieder viel stärker und kontrastreicher. Erstmals sind Details sichtbar wie beispielsweise die schwarzen Wolken am Nachthimmel der Kreuzigung Christi. Auch die Holzskulpturen leuchten viel stärker und haben an Ausdruckskraft gewonnen.

Videos von der Restaurierung: