Damit sich Kinder sicher fühlen

Wie viel Nähe ist zu viel? Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, steht oft vor schwierigen Fragen. Eine neue digitale Plattform liefert Werkzeuge und Wissen für verantwortungsvolles Handeln.

 

Von Sylvia Stam |  05.08.2025

Ein Wimmelbild zeigt Situationen im Jugendlager auf, in denen Grenzen verletzt werden können. Bild: pfadi.swiss

Darf eine Leiterin in einem Jugendlager ein Kind in den Arm nehmen, um es zu trösten? Dürfen Leiter:innen im gleichen Zimmer schlafen wie die Kinder? Darf ein Leiter ein Kind auf seinem Schoss sitzen lassen?

Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, kommt unweigerlich in Situationen, die anfällig sind für Grenzverletzungen. Auch Jugendarbeitende sind gefordert, Präventionsarbeit zu leisten, damit Kinder und Jugendliche sich auf der Minireise, im Jublalager oder auf dem Segelturn sicher fühlen können.

Digitale Plattform

Dafür hat eine Projektgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Fachstellen Jugendarbeit Aargau und Thurgau, eine digitale Plattform erstellt. Sie besteht aus zahlreichen Listen und Kacheln. Hier finden sich Theorien, Spiele, Übungen, Bilder und Reflexionsanregungen, die es ermöglichen, ein massgeschneidertes Programm für einen Fortbildungstag zusammenzustellen oder gezielt einzelne Themen aufzugreifen.

Die Plattform richtet sich primär am Jugendarbeitende, aber auch an weitere kirchliche Angestellte und Interessierte.

Ampelspiel und Wimmelbild

Die Plattform ist eine eindrückliche Materialsammlung an Wissen und Methoden zur Prävention von sexuellem Missbrauch, aber auch zur Reflexion von Machtmissbrauch generell. Hier finden sich Definitionen von Begriffen wie «Übergriffiges Verhalten» oder «Sexuelle Ausbeutung im Machtgefälle», kombiniert mit einem «Ampelspiel», bei dem Fallbeispiele wie die erwähnten in einer Gruppe diskutiert werden können. «Wie reagieren?» heisst es auf einem Blatt mit konkreten Hinweisen. Diese wiederum können mit dem Spiel «Ich sehe was, was du nicht siehst» geübt werden.

Krisenmanagement

Wimmelbilder zeigen typische Situationen, die in Lagern oder im Pfarreialltag auftreten können. Teilnehmer:innen einer Gruppe können darauf Situationen einkreisen, «bei denen sie denken, dass sie nicht in Ordnung sind beziehungsweise Grenzen verletzt werden oder werden könnten», heisst es in der Anleitung dazu.

Darüber hinaus finden sich Theorie und Anregungen zu Risiko-, Krisen- oder Beschwerdenmanagement; Schutzkonzepte und Regelblätter aus Bistümern und Jugendverbänden wie Jubla, Minis oder Pfadi, Weiterbildungs- und Literaturempfehlungen. Die Projektgruppe steht auch für Einführungen zur Verfügung.

Michael Zingg, Leiter des Fachbereichs Jugendpastoral der Landeskirche Luzern, ist begeistert: «Die Plattform ist ein tolles Hilfsmittel für jegliche Mitarbeiter:innen in den Pastoralräumen, unabhängig vom Fachbereich», sagt er auf Nachfrage. Besonders gefällt ihm, dass der Blick nicht nur auf den «sexuellen Missbrauch» gerichtet wird. Im kirchlichen Kontext sei das Thema «Machtmissbrauch» genauso wichtig.