Die grösste Familie von Hochdorf

Kolping ist ein weltweit vernetzter Sozialverband. In der Schweiz überaltert er – wie manche andere kirchennahe Einrichtungen. Die Kolpingfamilie Hochdorf hat jedoch Bestand. Aus gutem Grund.

Von Dominik Thali |  14.06.2022

Miteinander etwas erleben, das ermöglicht die Kolpingfamilie. Hier auf einer gemeinsamen Wanderung. Bild: zVg

«Wir haben uns vor einigen Jahren vorgenommen, nie über niedrige Beteiligung an Anlässen zu jammern, sondern uns über jene zu freuen, die teilnehmen», sagt Christof Unternährer (49), seit 2006 Präsident der 1922 entstandenen Kolpingfamilie Hochdorf. Er verweist auf Gründer Adolph Kolping, wenn er gefragt wird, weshalb «seine» Familie immer noch rund 90 Mitglieder zähle. Die Jüngsten, die sich jetzt für das Jubiläum einsetzen, sind erst 15 und an vielen Anlässen machen Kinder mit. «Die Nöte der Zeit lehren euch, was zu tun wird», zitiert Unternährer Kolping. «Das sehen wir als Auftrag und Motivation, unser Handeln und somit unsere Veranstaltungen immer wieder kritisch zu hinterfragen, Neues auszuprobieren und alte Zöpfe abzuschneiden. So gab Kolping Hochdorf 2015 nach 40 Jahren die Kleidersammlung auf. Und lud im letzten Advent das erste Mal mit dem «Glühweinhüsli» zu sich ein – mitten im Dorf.

Besinnungsweg bringt Leben

Die Kolpingfamilie Hochdorf hat jede Woche eine Veranstaltung in der Agenda. Viele Mitglieder seien «erblich vorbelastet», schmunzelt der Präsident, und hätten nun selber Kinder, denen der Vorstand nach und nach Verantwortung übertrage. Der Kolpingfamilie Hochdorf zupass kommt, dass hier 2009 der Kolping-Besinnungsweg nach Baldegg eröffnet wurde, wo es einen Andachtsraum in der Klosterkirche gibt. Dadurch sei Hochdorf gewissermassen zum Schweizer Kolpingzentrum geworden, stellt Unternährer fest. Viele nationale Veranstaltungen fänden hier  statt.


Die Kolpnigfamilie Hochdorf verkauf am Weihnachtsmarkt Öpfelchüechli. | Bild: zVg

Kolpings drei Säulen

Gleichwohl: Der Verband schrumpft insgesamt. Die Anzahl Kolpingfamilien ist nach Angaben von Peter Jung, Geschäftsführer von Kolping Schweiz, in den vergangenen zehn Jahren von 80 auf 64 gesunken; die Mitgliederzahl beträgt noch 3900. Jung betont jedoch, Kolping habe drei Säulen – neben der Gemeinschaft noch das Hilfswerk und eine Stiftung, die auch für sich weiterbestehen könnten. Zudem: Kolping leiste weltweit viel, «das geht häufig vergessen, wenn man nur auf die sinkenden Mitgliederzahlen blickt». Jung macht sich freilich nichts vor: «Die reine Form des Mitgliederverbands hat keine Zukunft mehr», sagt er, auch wenn es in 20 Jahren noch eine Handvoll Kolpingfamilien geben werde. Die Mission von Adolph Kolping bleibe aber aktuell und müsse wachgehalten werden.

Ein Schnausermärt für alle

Das Kolpingwerk Schweiz ist Teil des internationalen Kolpingwerkes, das in über 60 Ländern aktiv ist. Es beruft sich auf den deutschen Sozialreformer und Priester Adolph Kolping (1813–1865). Aus seinen Gesellenvereinen entstanden später die Kolpingfamilien.

Diejenige von Hochdorf feiert ihr 100-jähriges Bestehen am 18. Juni. Sie richtet die Generalversammlung von Kolping  Schweiz aus und lädt die Bevölkerung ein: um 16 Uhr zu einem Gottesdienst und von 11 bis 22 Uhr zum Schnausermärt beim Zentrum St. Martin. Dabei gibt es an Markständen Köstlichkeiten in Probierportionen.

kolping.ch | kolpinghochdorf.ch