Die Musik spielt weiter, aber künftig leiser
Noch gibt es im Kanton Luzern gut 80 Kirchenchöre mit total etwa 2500 Sänger:innen. Doch ihr Dachverband findet kaum mehr Mitglieder für den Vorstand. Die Chöre geben aber nicht auf. Jetzt haben sie über eine neue Struktur entschieden.
Der Kirchenchor Ruswil. | Bild: Adrian Wicki
Der Katholische Kirchenmusikverband des Kantons Luzern, kurz KKVL, geht auf den 1883 gegründeten «Cäcilienverband des Kantons Luzern» zurück. Er berät die Chöre und die Chorleitenden, etwa wenn es um das Zusammenspiel von Liturgie und Kirchenmusik geht oder bei Anstellungen. Er unterstützt Chorprojekte finanziell und führt selbst Anlässe durch, zum Beispiel den «Tag der
Ehrungen» oder Chortreffen wie das «Cantissimo», das letztmals 2023 in Eschenbach stattfand.
Am 8. November nun fand die ordentliche Delegiertenversammlung des KKVL in Escholzmatt statt. Deren Vorgeschichte: Knapp 100 Mitglieder aus 48 Chören hatten an der ausserordentlichen Delegiertenversammlung vom 24. Mai in Hitzkirch mit 51 gegen 43 Stimmen beschlossen, den Vorstand von fünf auf drei Mitglieder zu verkleinern und diese künftig zu entschädigen. Weitere Modelle wären ein Vorstand mit nur noch zwei Mitgliedern sowie die Auflösung des Verbands gewesen. Doch dafür fanden sich in Hitzkirch keine Mehrheiten. Für das am Ende beschlossene Modell hatte der Vorstand Namen möglicher Personen zur Bedingung gemacht, um überhaupt darüber abstimmen zu lassen.
Jetzt, an der ordentlichen Delegiertenversammlung, sollten die Chöre durch die Wahl der künftigen Vorstandsmitglieder die Weichenstellung vom Mai bestätigen. Zur Wahl standen Eric Maier, der Regionalkirchenmusiker des Bistums Basel, Andreas Schmidt, Organist und Kirchenmusiker aus Seelisberg, sowie ein Mitglied aus einem Chor, dessen Name bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt war.
«Es geht weiter»
Auf den Zeitpunkt der Delegiertenversammlung trat der jetzige Vorstand zurück, mit Ausnahme von Andreas Schmidt. Präsident Peter Amrein (Em-menbrücke) ist seit 2011 im Amt, Kassierin Menga Bühler (Hochdorf) und Präses Rolf Asal (Luzern) möchten altershalber kürzertreten, Kantonaldirektorin Aurore Baal (Aarau) zieht aus der Schweiz weg.
Das Unterfangen, den Vorstand zu erneuern, hatte sich seit Langem als zäh erwiesen und scheiterte an der letzten Delegiertenversammlung im September 2023. Im Dezember 2024 informierte der Vorstand die Mitglieder über die Situation und stellte sie vor die Wahl: Fortbestand mit verkleinertem Vorstand oder Auflösung. «Dieses Jahr, im Mai, haben die Delegierten entschieden, dass es weitergeht. Und mit dem Dreierteam sollte ein minimales Dienstleistungsangebot aufrechterhalten werden können», sagt KKVL-Präsident Peter Amrein. Der jährliche Beitrag der Landeskirche und die Mitgliederbeiträge reichten für den Verbandsbetrieb und die Entlöhnung des Vorstands aus.
Die Kirchenchöre Zell. |Bild: Veronika Blum
Neue Formen finden
Wie viel von den bisherigen Aktivitäten künftig noch drinliegt, weiss Amrein nicht. Er kann sich aber vorstellen, für Anlässe auf mehr Zusammenarbeit zu setzen, etwa mit Chören oder der Hochschule Luzern – Musik. Weiter geht es für ihn ohnehin nur in einem stärkeren Miteinander. Luzern sei zwar kirchenmusikalisch immer noch «ein starker Kanton». Der Präsident weiss jedoch auch, dass manche Chöre überaltert sind. «Sie finden kaum jüngere Mitglieder.» Hinzu kommt, dass Pastoralräume und Personalmangel sich auf die Kirchenmusik auswirken. Es gibt weniger und andere liturgische Feiern, neue Formen müssen gesucht werden. «Das sind aber auch Chancen», sagt Amrein. «Chöre eines Pastoralraums oder einer Region könnten zum Beispiel einmal im Jahr gemeinsam auftreten. Es motiviert doch, wenn man in einem grösseren Verbund auch grössere Werke singen kann.»
«Eine sehr gute Lösung»
Der Kirchenmusikverband Bistum Basel zählte Ende 2024 237 Chöre; rund ein Drittel davon sind solche aus dem Luzerner Teilverband. Präsident Christoph Honegger (Schaffhausen) hält dessen Entscheid, den Vorstand zu verkleinern, für «eine sehr gute Lösung». So bestehe der Verband als juristische Person weiter und könne die Leitung jederzeit wieder vergrössert werden. Honegger macht jedoch allgemein «leicht sinkende Zahlen» aus und beobachtet Verbandsauflösungen. So habe etwa der Kantonalverband Bern aufgegeben, Schaffhausen zählt noch zwei Mitgliedschöre.
Einzelne Chöre könnten sich direkt dem Bistumsverband anschliessen, wenn kein Regional- oder Kantonalverband mehr bestehe. Dieser will künftig Dienstleistungen für kleinere Chöre und Projektchöre anbieten, etwa mehrstimmige Arrangements.