Es kommen nicht nur die Frommen

In vielen Pfarreien halten Seelsorgende eine besondere Predigt zur Fasnachtszeit. Bruno Hübscher, Seelsorger und Diakon in Gettnau, spricht als «Bischof Bruno» in Reimform zu seinen «Schäfchen».

Von Bruno Hübscher |  14.02.2023

In vielen Luzerner Pfarreien finden Fasnachtsgottesdienste statt. Im Bild: Die «Barfuessfäger» in der Kirche St. Anton Luzern (2020). Bild: Irène Lang-Stutzer

Liebe Gemeinde, liebe Leute,
liebe Mitfeiernde am Fasnachtsgottesdienst heute.
Wir heissen euch alle willkommen hier,
zu einer Predigt, die alles andere ist als «stier».

Bei meiner Predigt – so lasst’s euch sagen –
will ich frohen Mutes eine grosse Lippe wagen.
Denn euer Seelenheil liegt mir am Herzen,
und hierbei ist es mir wirklich nicht zum Scherzen!

Es ist mir schon zu Ohren gekommen,
dass heute hier sind nicht nur die Frommen,
sondern auch jene, die überdurchschnittlich viel lachen,
und es manchmal lassen krachen!

Zwar kann man nicht sagen, dies sei den Christen fern,
denn auch Jesus hatte gefeiert gern.
Im Evangelium wird er gar beschrieben als Fresser und Säufer,
also das Gegenteil vom asketischen Johannes, dem Täufer.

Aber dennoch hat er es nicht über­trieben,
wie manchmal einige von euch, ihr Lieben!
Er setzte sich für die Menschen ein,
und scheute hierbei weder Schmach noch Pein.

Nun möchte ich euch ein wenig aus dem Leben eines Bischofs erzählen.
Keine Angst, ich werde euch nicht mit Belanglosem quälen.
Ich möchte euch nur teilhaben lassen,
an vielen Lebensgeschichten, sogar ganz krassen!

Zehn Jahre lang betete Herbert um einen Lottogewinn.
Mittlerweile war es wirklich ganz schlimm.
Er wetterte: «Gott, warum nur erhörst du mich nicht, bloss?»
Gott antwortete: «Kauf dir doch endlich ein Los!»

Einmal wollte ich in die Sauna, ist doch klar.
Ganz besorgt sagte mir mein Vikar:
«Heute ist es aber gemischt!»
Aber bitte, ein Problem mit Reformierten habe ich nischt!

Schülerin Isabel meint oberklug,
sie wisse, dass der Herrgott die Tuba spielen tut.
Beim Beten erfasse man dies ganz schnell,
denn es heisst: «Vater unser, der TUBIST im Himmel …», gäll?

Eine Frau sagt im Gottesdienst ihrem Mann ganz lau:
«Schau, da vorne schläft eine Frau!»
Ihr Mann, ganz erbost, sagt mit vollem Schnauf:
«Und um mir dies zu sagen, weckst du mich auf?»

Beim Beginn einer Messe bemerkte ich ganz erschreckt:
Da war mit dem Mikrofon etwas defekt!
Ich sagte: «Mit dem Mikrofon ist etwas nicht in Ordnung, weisst’de!»
Und die Gemeinde antwortete fromm: «und mit Deinem Geiste!»

Nun muss ich meine Predigt bereits beenden,
ich hoffe, sie wird euch nicht verblenden.
Ich wünsch’ euch eine gesegnete Fasnachtszeit,
für Gottes Segen und guten Humor stets bereit.

So sage ich den Fasnächtlern, euch Männern, auch den Damen:
Seid gesegnet in Ewigkeit, Amen.

Bruno Hübscher (53) ist seit Sommer 2022 Pfarreiseelsorger in Gettnau. Zuvor war er sechs Jahre lang Behindertenseel­sorger der katholischen Kirche im Kanton Luzern.

Bild: zVg