Leises Schaffen, grosse Wirkung

Kantonsspital, Pflegerinnenschule, Betagtenpflege, Seelsorge: Die Spitalschwestern haben das Gesundheits- und Sozialwesen von Luzern geprägt. Fast 200 Jahre nach ihrer Ankunft in der Stadt dokumentiert ein Buch diese Frauengeschichte.

Von Dominik Thali |  14.12.2025

«Wir ziehen uns nicht still zurück»: Sr. Angela Hug, Frau Mutter der Luzerner Spitalschwestern (links), und Sr. Hedy-Maria Weber. | Bild: Dominik Thali

Im Kanton Luzern stehen etwa auch die St. Anna- oder die Baldegger Schwestern am Anfang von Spitälern oder Schulen. Sr. Angela Hug, die Frau Mutter der Spitalschwestern, spricht deshalb bescheiden über ihre Gemeinschaft: Die früheren Schwestern seien sich kaum bewusst gewesen, was sie mit ihrem Tun bewirkten. «Das wurde erst später offensichtlich.»

«Etwas geht weiter»

Davon erzählt jetzt das Buch «Elisabethenpark. Ein Kapitel Luzerner Frauengeschichte». Es erscheint drei Jahre nach der Vollendung des letzten grossen Werks der Spitalschwestern. Anfang 2023 wurde das Pflege- und Wohnzentrum Elisabethenpark eröffnet. Es ersetzte das frühere Elisabethenheim im Oberhochbühl, das die Schwestern 1944 übernommen und damit vor der wahrscheinlichen Schliessung gerettet hatten. Der Elisabethenpark steht in der Bruchmatt; dort, wo bis 2014 die Helferinnen (das Buch fasst auch deren Geschichte zusammen) ein Bildungshaus führten. «Heiliger Boden» für Sr. Hedy-Maria Weber, die 1960 als «Krankenschwester» in die Gemeinschaft eintrat, Jahrzehnte in deren Leitung tätig war und heute im Elisabethenpark lebt. «Mit diesem Haus kann etwas von uns weitergehen», sagt sie.

Die Geschichte der Spitalschwestern in Luzern reicht freilich viel weiter zurück. Der Armen- und Krankendienst begründete die Lebensform der Gemeinschaft, deren Ursprungsort das 1443 errichtete Hôtel Dieu in Beaune ist, ein Haus für Bedürftige. 1830 liessen sich fünf Schwestern zur Arbeit im alten Bürgerspital in Luzern verpflichten. 1902 entstand daraus das heutige Kantonsspital, an dem 2010 die letzte Ordensfrau als «Krankenschwester» pensioniert wurde. 1938 gründete die Gemeinschaft eine Pflegerinnenschule, die 1998 an den Kanton überging. Das «Haus Hagar» in Luzern, ein Zuhause auf Zeit für Frauen in Not, wurde 1994 von den Spitalschwestern mitgegründet, ebenso wie 1997 der heutige Verein «Begleitung Schwerkranker – Luzern und Horw» und 1998 der «Treffpunkt Stutzegg».

«Das macht Freude»

«Vieles ist einfach geworden», sagt Sr. Angela. Als sie 1986 in die Gemeinschaft eintrat, zählte diese 69 Schwestern, heute sind es noch 20. Mit 68 Jahren ist Sr. Angela die zweitjüngste, Sr. Hedy-Maria mit 87 wenig älter als der Durchschnitt. «Deswegen ziehen wir uns aber nicht still zurück», sagt Sr. Angela. Viele Schwestern sind nach wie vor aktiv, innen wie aussen. Stichworte: Mithilfe im «Stutzegg», spirituelle Begleitung, Lektorinnendienst, Betagtenseelsorge, Mitgestalten von Feiern im Elisabethenpark – und, und, und. «Das belebt und macht Freude», sagt Sr. Angela.

«Wir sind jetzt einfach mehr im Hintergrund tätig», fügt sie an. Dass die Zeit der Schwestern absehbar zu Ende geht, schmerzt sie nicht. «Die Spitalschwestern haben in ihrer Zeit getan, was es damals brauchte. Jetzt tragen andere Menschen die Werke weiter. Das macht uns dankbar.»

Ueli Habegger, Hugo Bischof: Elisabethenpark – ein Kapitel Luzerner Frauengeschichte | 160 Seiten | ISBN 978-3-033-11637-5, Fr. 48.50 | Bezug: www.elisabethenpark.ch/chronik-spitalschwestern oder im Buchhandel