Mit KI im Pfarreisekretariat
Texte kürzen, Flyer generieren, Vorschläge für Mailantworten machen. Auch auf einem Pfarreisekretariat kann KI vielfältig eingesetzt werden. Ein Infotag zeigt Chancen und Gefahren auf.
«Ich bin begeistert!», sagt Erika Burkard. Sie ist Pfarreisekretärin in Luzern. «Es hat sich gelohnt!», sagt Mathias Gut, Pfarreisekretär aus Buchrain, am Ende des Infotags «Mit künstlicher Intelligenz in die Zukunft». Als «sehr hilfreich» hat Sandra Dittli, Fachfrau Marketing und Kommunikation im Pastoralraum Malters-Schwarzenberg, die Weiterbildung erlebt.
Tatsächlich war der Infotag, organisiert vom Verein Pfarreiadministration, rasch ausgebucht. 80 Personen sind an diesem Donnerstag im Mai ins Pfarreizentrum Herz Jesu in Winterthur angereist, um praktische Ansätze für KI im Pfarreialltag kennenzulernen. Matthias Mattenberger, Experte für strategische Kommunikaton, führt unterhaltsam durch den Tag.
Öffentlich zugängliche Daten
Manche Teilnehmer:innen haben schon Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz, etwa Bilder generiert, Texte übersetzt oder gekürzt. Andere möchten lernen, wie man eine Anfrage an KI formuliert, wie verlässlich die Antworten sind und was es punkto Datenschutz zu beachten gibt. Sie alle kommen an diesem Tag auf ihre Kosten.
«Wenn Sie KI etwas fragen, reiht sie die nächstwahrscheinlichen Antworten aneinander», erläutert Matthias Mattenberger den Alghorithmus dieser Denkmaschinen. Daraus folgt: Je mehr Kontext man der KI gibt, desto exakter ist ihre Antwort. Dabei greift sie auf öffentlich zugängliche Datenquellen wie Wikipedia, Büchersammlungen, Newsartikel, akademische Texte etc. zurück.
Auch wenn es diverse Anbieter von KI gibt, steht an diesem Tag ChatGPT (chatgpt.com) von «Open AI» im Zentrum, laut Mattenberger «Marktführer und eines der besten Modelle». Er rät dazu, alle Personenrelevanten Informationen aus einem Text, den man hochlädt, zu löschen.
Klarheit, Kontext, Korrektur
«Wie kann ich dir helfen?», lautet die simple Frage, die KI den Nutzer:innen auf einem sonst leeren Bildschirm stellt. Um möglichst effizient brauchbare Antworten zu erhalten - immerhin braucht KI laut Mattenberger sieben mal mehr Energie als eine Suche via Google - empfiehlt er «die drei K›s der KI»: Klarheit, Kontext und Korrektur.
Ein Prompt, so nennt man in der Fachsprache die Anweisung, die man der KI gibt, soll möglichst klar formuliert sein: Was will ich genau erreichen? Als Kontext soll mitgeliefert werden, worum es geht und für wen die Antwort gedacht ist. Also nicht: «Kreiere mir eine Religionsstunde». Sondern: «Kreiere mir eine Lektion für den Religionsunterricht. Thema: Jonas und der Wal für 8-jährige Kinder, 30 Minuten. Beende sie mit einem Quiz mit fünf Fragen.»
Antworten überprüfen
In diesem Beispiel zweier Teilnehmerinnen hat die KI eine brauchbare Antwort geliefert. Doch nicht immer seien die Antworten verlässlich, warnt Mattenberger. Daher das dritte K: Korrektur. «KI antwortet nie: «Das weiss ich nicht»». Darum müsse man Antworten immer auf ihre Plausibilität überprüfen. Manchmal müsse man mehrere Schlaufen drehen, indem man zur ersten Antwort eine Nachfrage stellt. Es komme aber auch vor, dass die KI «halluziniert», so nennt man im Fachjargon fehlerhafte Antworten. Darum sei es wichtig, KI nicht blind zu vertrauen, sondern die Antworten nach Möglichkeit durch eine Internetrecherche zu überprüfen.
«Was in einer Frage zuerst genannt wird, ist für die KI wichtig», sagt Mattenberger. Auch könne man der KI mitteilen, in welchem Schreibstil sie ihre Antwort verfassen soll - etwa indem man ihr sagt: «Du bist Pfarreiadministratorin» oder indem man sie den Schreibstil eines vorliegenden Textes analysieren lässt und ihr sagt, sie solle in diesem Stil antworten.
Die Erfahrung zeigt, welche Prompts - also welche konkreten Fragestellungen an die KI - brauchbare Antworten generieren. Mattenberger rät dazu, solche «Prompts» für wiederkehrende Anfragen abzuspeichern und damit eine Art Bibliothek für spätere Verwendungen anzulegen.
Inspiration für eigenen Text
Nach dem Mittagessen haben die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, KI selber auszuprobieren und Fragen zu stellen. Eine Teilnehmerin generiert mit KI einen Aushang als Dekoration für den Empfang und bittet die KI, dazu ein Frühlingsgedicht und ein Bild zu verwenden. Mit dem Resultat ist sie zufrieden. Eine andere lässt sich von der KI über Christi Himmelfahrt informieren, als Inspiration für einen Pfarreiblattartikel. Zwei Teilnehmerinnen lassen KI einen Flyer erzeugen mit einer Einladung zum Palmbinden für Palmsonntag. «Heraus kam ein Bild mit Strandppalmen», sagen sie lachend. In einer zweiten Schlaufe ergänzten sie den Prompt mit dem Hinweis: «für den christlichen Palmsonntag». Daraufhin sind sie mit dem Resultat zufrieden.
Quellenangabe?
Die Teilnehmer:innen erwähnen mehrfach auch die Möglichkeit, mittels KI Texte zu kürzen, die von Drittpersonen fürs Pfarreiblatt verfasst wurden. Auf die Frage, was in diesem Fall in der Autor:innenzeile stehen müsse, entgegnet Mattenberger: «Die Autorin behält das Urheberrecht auch nach der Kürzung durch KI, also darf man ihren Namen darunter setzen». Es ist dennoch ratsam, den so gekürzten Text dem/der Verfasser:in nochmals zum Gegenlesen zu geben.
Die Teilnehmenden des Info-Tags sind begeistert, wie die Rückmeldungen zeigen. Auch wenn noch nicht alle wissen, wo und wie genau sie KI einsetzen wollen, haben viele Lust bekommen, das auszuprobieren. «Die Beispiele für Prompts waren sehr hilfreich», sagt Mathias Gut, Pfarreisekretär aus Buchrain. Das sieht auch Sandra Dittli so, Fachfrau Marketing und Kommunikation im PR Malters-Schwarzenberg. Gefahren sehen beide beim Datenschutz und bei der Frage, welche Kompetenzen man wirklich an die KI abgeben soll. «Beim Erstellen einer Excel-Tabelle lasse ich mir gern von KI helfen, aber will ich Kreatives wie das Verfassen eines Textes auslagern?», fragt Dittli. Auch stellt sich ihr die Frage, wie sie ihre Kinder im Umgang mit KI begleiten kann.
Aus den Rückmeldungen wird deutlich, dass vielen durch den Infotag die Angst vor KI genommen wurde. Einig sind sie sich aber auch, dass bei der Nutzung dieser neuen Möglichkeiten die nötige Vorsicht angebracht ist.
Was ist KI überhaupt?
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Oberbegriff für alle Computersysteme, die gelernt haben, menschliches, intelligentes Verhalten nachzuahmen. Sie können sich also an neue Situationen anpassen, selbst Entscheidungen treffen und dazulernen. KI, die auf Basis von Daten selbst Inhalte erzeigen kann, nennt man generative KI. Sie lernt dabei aus Milliarden von Büchern, Bildern oder Musikstücken und kombiniert diese Daten zu neuen Ausgaben. Die Antworten sind allerdings nichts wirklich Neues, sondern der Durchschnitt dessen, was die KI gelernt hat. ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) ist ein KI-Sprachmodell, das nicht nur einzelne Worte verarbeitet, sondern deren Beziehungen im Kontext analysiert und daraus passende Antworten erzeugen kann.
Quelle: SRF