Üben, wirklich präsent zu sein

Gott im eigenen Alltag zu suchen - Dazu lädt ein schweizweites Meditationsprojekt ein. Im Kanton Luzern gibt es drei Gruppen, in denen Teilnehmende begleitet und angeleitet werden, in die Stille zu gehen.

 

Von Sylvia Stam |  27.08.2025

Iva Boutellier und Rita Amrein sind überzeugt, dass tägliche Meditation zu mehr Leichtigkeit im Leben führen kann. Bild: Sylvia Stam

«Wir üben, da zu sein. Wirklich präsent zu sein und nicht gedanklich an anderen Orten», sagt Iva Boutellier. Die katholische Theologin leitet diesen Herbst in Luzern die «Grossen Exerzitien im Alltag» (siehe Infobox), zusammen mit Yvonne Lehmann, reformierte Kontemplationslehrerin.

«Wir üben, der göttlichen Gegenwart in unserem Leben Raum zu geben», formuliert Rita Amrein, «das kann meinem Leben mehr Leichtigkeit und Sinn verleihen.» Die Religionspädagogin wird mit der Baldegger Schwester Beatrice Kohler eine Exerzitiengruppe in Hochdorf begleiten.

Für diesen spirituellen Übungsprozess - das Wort Exerzitien kommt vom lateinischen Verb für «üben» – brauche es nicht viel: «Einen Ort und täglich etwas Zeit, wo ich einen Moment Ruhe finde», sagt Iva Boutellier. Manchen helfe es, über eine Körperübung oder auf einem Spaziergang in diese Ruhe zu kommen. Wichtig sei die Entschleunigung. Ein Begleitbuch gibt kurze Impulse für die tägliche Meditation. Die Texte stammen von der Mystikerin Madeleine Delbrêl und aus der Bibel.

In der Gruppe getragen

In monatlichen Gruppentreffen werden die Teilnehmenden angeleitet und unterstützt, auf diese Weise in die Stille zu gehen. Denn was einfach klingt, sei keineswegs leicht, sagen die beiden Frauen übereinstimmend. «Durch die Gruppe fühlt man sich getragen, man kann die eigenen Erfahrungen in einem geschützten Rahmen teilen und erhält Impulse von anderen, wie sie etwa damit umgehen, wenn die Ruhe sich nicht so rasch einstellt», sagt Rita Amrein. Zudem könnten sich Lebensthemen zeigen oder  alte Verletzungen aufbrechen. In sochen Fällen sind auch Einzelgespräche möglich.

Beziehung pflegen

Aus dem Gespräch wird deutlich, dass es bei Exerzitien um mehr geht als um  Momente der Ruhe im eigenen Alltag. «Ich werde sensibler für das, was um mich herum geschieht», ist die Erfahrung von Iva Boutellier. «In der Stille bin ich in Beziehung mit mir, mit der Welt, mit Gott», sagt Rita Amrein und lässt es offen, dieses Grössere auch anders zu benennen. Diese Beziehungen müsse man pflegen, sagen beide. Sie  sind überzeugt, dass die Exerzitien zu einer positiven Glaubenserfahrung führen können, «weil ich nicht alles aus mir selbst heraus leisten muss. Ich darf vertrauen», formuliert Amrein.

Gott einen Ort sichern

Die «Grossen Exerzitien im Alltag» sind ein schweizweites, ökumenisches Projekt. Die Teilnehmenden begeben sich von Mitte November bis Pfingsten 2026 auf einen je eigenen Weg nach innen und treffen sich monatlich in Gruppen zum Austausch. Das Begleitbuch «Gott einen Ort sichern» unterstützt den Weg mit täglichen Impulsen. Im Kanton Luzern gibt es Gruppen in Hochdorf, Luzern und im Pastoralraum Oberer Sempachersee.

Infotreffen Hochdorf: Mo, 15.9., 19.30, Zentrum St. Martin | Luzern: Sa, 20.9. 9.30, Lukaszentrum | PR Oberer Sempachersee: Mi, 15.10., 19.30, Pfarreizentrum Hildisrieden

Details und Anmeldung