Unterwegs sein mit Paracelsus

Paracelsus (1493–1541) gilt als bekanntester Arzt der neueren Geschichte. Wer kennt aber den Menschen hinter diesem Namen? Der Dokumentarfilm von Erich Langjahr schliesst eine Informationslücke.

Von Manfred Kulla |  14.04.2022

Einer von acht Luzerner Schauplätzen im Paracelsus-Film: Pirmin Meier (im Hintergrund) und die frühere Museumsleiterin Helene Büchler-Mattmann im Haus zum Dolder in Beromünster. Bild: Langjahr Film GmbH

«Ausser dem Film aus dem Jahre 1943 gibt es keine filmische Auseinandersetzung mit der aussergewöhnlichen Person des Paracelsus», antwortet Erich Langjahr auf die Frage, warum er diesen Film gedreht habe. Anstoss dazu gaben ihm zwei Biografien von Pirmin Meier (siehe Kasten).

Der Film führt das Publikum, ausgehend vom Geburtshaus in der Nähe von Einsiedeln, zu weiteren Wirkstätten seines Lebens. Der Titel «Paracelsus. Ein Landschaftsessay» macht deutlich: Der Film schildert das Leben von Paracelsus nicht chronologisch, sondern trägt vielmehr einzelne Er­eignisse daraus zusammen. Er ist eine Collage. Im Kanton Luzern drehte Langjahr an acht Schauplätzen, darunter in Beromünster.

Pirmin Meiers Stimme

Theophrastus von Hohenheim, so der Geburtsname von Paracelsus, wird 1493 in der Nähe von Einsiedeln geboren. Sein Weg führt ihn nach Kärnten und Italien, wo er Medizin studiert. Paracelsus verfügt über ein fast enzyklopädisches Wissen. In der Astrologie, Alchemie, Naturheilkunde, Theologie und Philosophie ist er daheim. Er ist ein rastloser Mensch, der fast ganz Europa bereist. Der Film zeichnet Stationen seiner Lebensreise nach.
«Ein Roadmovie», sagt Langjahr. Seine ruhige Kameraführung lässt einen im Film ankommen und ermöglicht so, einen eigenen Eindruck von den Lebensumständen des ausgehenden Mittelalters zu gewinnen. Pirmin Meiers markante Stimme zieht einen in den Bann. An einem kleinen Weiher etwa, nahe des Flughafens Zürich, der als mystischer Ort gilt, scheint die Erzählung Pirmin Meiers die Nymphen zum Leben zu erwecken. Paracelsus hatte sich eingehend mit deren Welt auseinandergesetzt. Der Film ermöglicht auch die Begegnung mit den unterschiedlichsten Gesprächspartnerinnen und -partnern. Bruder Gerold Zenoni aus dem Kloster Einsiedeln zum Beispiel erklärt die Gewänder der Einsiedler Madonna. Oder Franz-Josef Wicki schildert das Goldwaschen im Entlebuch. Paracelsus beschreibt in seinen Schriften die Wirkung des Goldes als Heilmittel.

Sich ergreifen lassen 

Erich Langjahr und Pirmin Meier haben einen Film geschaffen, der nicht blossen Konsum befriedigt, sondern zur Auseinandersetzung einlädt. Wer sich von der Spiritualität und Mystik der untergegangenen Welt des Paracelsus ergreifen lässt, kommt auf seine Kosten.

«Paracelsus. Ein Landschaftsessay» feierte im September 2021 am Zürcher Filmfestival Premiere und gelangt jetzt in die Kinos.

Regisseur und Autor

Regisseur und Autor Erich Langjahr gilt als einer der eindrücklichsten Dokumentarfilmer der Schweiz. Sein Film «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend» wurde 2003 als bester Dokumen­tarfilm mit dem «Schweizer Filmpreis» ausgezeichnet. 

Pirmin Meier, Germanist, Philosoph und Historiker, war unter anderem Gymnasiallehrer in Be­romünster. Seine Biografien zu «Bruder Klaus» und «Paracelsus» fanden grosse Beachtung. Meier wurde 2008 mit dem Innerschweizer Kulturpreis ausgezeichnet.

langjahr-film.ch