Viele Wege, ein gemeinsames Ziel
Religion ist Gemeinschaft. Am 21. Mai laden die Luzerner Religionsgemeinschaften deshalb wieder zum Begegnungstreffen «Unter einem Dach» in die Luzerner Kornschütte ein. Am 7. Mai gründen sie einen Verein, um ihren Dialog zu stärken.

Das interreligiöse Begegnungstreffen findet jeweils In der Luzerner Kornschütte statt. Letztmals war dies im September 2022 der Fall. | Bild: Roberto Conciatori
Christ:innen, Jüdinnen und Juden, Baha’i, Hindus, Buddhist:innen, Orthodoxe, Freikirchliche: 14 Gemeinschaften beteiligen sich an der sechsten Auflage von «Unter einem Dach», drei mehr als beim letzten Mal im Herbst 2022, darunter die Ukrainisch-Orthodoxe Gemeinschaft Luzern. «Miteinander auf dem Weg» lautet dieses Jahr das Motto. «Auf unterschiedlichen Pfaden, aber mit demselben Ziel, engagieren sich die Religionsgemeinschaften für ein friedvolles Zusammenleben in dieser Welt», heisst es dazu in der Einladung.
«Im Gespräch bleiben, auch wenn wir unterschiedliche Meinungen haben, darum geht es», sagt Hana Mehmedovic. Sie ist Muslimin. Die IGL, die Islamische Gemeinschaft Luzern, lud deshalb im März erneut auch Gäste aus anderen Religionen zu einem Iftar ein, dem abendlichen Essen nach Sonnenuntergang während des Ramadans. Im Zentrum St. Michael in Littau waren alle 500 Plätze besetzt. Bei «Unter einem Dach» vom 21. Mai singt Mehmedovic im bosnischen Frauenchor mit.
Alleine «etwas schwierig»
Adrian Suter, Pfarrer der Christkatholischen Kirchgemeinde Luzern, sass auch schon an einem Iftar mit am Tisch. «Religiös-spirituell zu leben betrifft nicht nur mich selbst. Religion ist Gemeinschaft», sagt er. Tamar Krieger nickt. Religion alleine zu leben sei «etwas schwierig», findet sie. Krieger ist Jüdin und mit einem interreligiösen Team verantwortlich für das nächste «Unter einem Dach». Die drei Luzerner Landeskirchen machen den Begegnungsabend seit der Erstauflage 2013 möglich.

Religiöse Traditionen erklären und Raum für den Austausch schaffen: Am «Unter einem Dach» vom September 2022. | Bild: Roberto Conciatori
Sich besser kennenlernen
Für Krieger ist «Unter einem Dach» nicht nur «eine wunderbare Gelegenheit, unterschiedliche Religionsgemeinschaften kennenzulernen». Sie hat zudem erfahren, dass man dabei auch sich selbst und die eigene Religion besser kennenlernt. «Und vielleicht sogar einmal etwas bei einer anderen Gemeinschaft besser findet.» Krieger schmunzelt.
Der Abend im Luzerner Rathaus erklärt also religiöse Traditionen und schafft Raum für den Austausch. Sichtbar werden soll dabei, dass Werte wie Solidarität, Menschenwürde und Einsatz für den Frieden alle Gemeinschaften verbinden.
Mitverantwortung tragen
Die Plattform «Religionsvielfalt im Kanton Luzern» der Universität Luzern listet 35 religiöse Gemeinschaften auf. Viele von deren Angehörigen kamen einst als Flüchtlinge in die Schweiz. Inzwischen sind manche eingebürgert, jüngere hier geboren. «Religion wird damit von einem Bereich der Integration zu einem Miteinander, das den Dialog braucht», sagt Krieger. «Und alle, auch die kleinen Gemeinschaften, sollen Mitverantwortung tragen», ergänzt Suter. Beide begrüssen deshalb den Verein «Luzerner Forum der Religionsgemeinschaften», der am 7. Mai gegründet wird.
«Unter einem Dach» zwei Wochen später wird damit zu einer öffentlichen Bestätigung des guten Einvernehmens. Das Grusswort von Stadträtin Melanie Setz drückt zudem aus, dass auch dem Staat an der guten Zusammenarbeit mit den Religionsgemeinschaften gelegen ist.
- «Unter einem Dach – Luzerner Religionsgemeinschaften laden zur Begegnung ein»: Mittwoch, 21. Mai, 18.30 bis 21.30 Uhr, Kornschütte im Rathaus Luzern, Eintritt frei, Zutritt jederzeit möglich
Ein Forum, das verbindet
Die Religionsgemeinschaften auf dem Platz Luzern verbinden sich zu einem Verein, dem «Luzerner Forum der Religionsgemeinschaften». Seine Mitglieder wollen sich gemeinsam für Zusammenhalt und Frieden einzusetzen. Das Forum soll den Dialog fördern, den Austausch und die Zusammenarbeit verstärken sowie «Vorurteile und Ängste abbauen», wie es im Zweckartikel des Statutenentwurfs heisst. Ein weiteres Ziel: Lösungen finden «im Spannungsfeld von Gesellschaft, Staat und Religion».
Die Gründungsversammlung findet am 7. Mai um 19 Uhr im Marianischen Saal (Bahnhofstrasse 18) in Luzern statt. Mitglied werden will auch die katholische Kirche im Kanton Luzern.